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Abhängigkeitserkrankungen

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 Abhängigkeitserkrankungen sind in Deutschland weit verbreitet. Von einer Sucht spricht man aber erst dann, wenn der Betreffende sich nicht mehr ohne fremde Hilfe von seinem Suchtverhalten bzw. dem Suchtmittelkonsum distanzieren kann und eine zunehmende Beeinträchtigung feststellbar ist.

Sucht ist ein komplexes Bedingungsgefüge von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren. Dazu zählen Verhalten, Befinden, körperliche Bedingungen, kurzfristige und langfristige Auswirkungen des verwendeten Suchtstoffes sowie die sozialen Auswirkungen des Suchtmittelkonsums. Sie alle gilt es bei einer Behandlung zu berücksichtigen. Grundsätzlich unterschieden werden stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen (Alkoholabhängigkeit, Medikamentenabhängigkeit, Drogenabhängigkeit) und nicht stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen (Pathologisches Glücksspielverhalten, pathologischer PC-Gebrauch, pathologisches Kaufen usw.).

Zu Beginn einer Rehabilitationsbehandlung steht eine eingehende und umfassende Diagnostik zur Feststellung der Ursachen und Auswirkungen der Suchtentwicklung. Dazu gehören eine medizinische und psychologische Eingangsdiagnostik und die Klärung der sozialen und beruflichen Situation des Patienten. Die Behandlung erfolgt in enger Abstimmung und unter aktiver Mitwirkung des Patienten anhand eines individuell abgestimmten Behandlungsplans. Ziel der Rehabilitation ist es, den Patienten zum „Experten und Manager seiner eigenen Gesundheit“ zu machen. Es gilt, die Krankheitsfolgen zu bewältigen, ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben zu erreichen, individuelle Ressourcen konsequent zu nutzen und messbare Behandlungserfolge zu erzielen sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die berufliche Integration möglich zu machen.


Bei den stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen kommt es zur Aufnahme von Substanzen, die den Gehirnstoffwechsel beeinflussen. Diese können z.B. Alkohol, Medikamente oder Drogen sein. Durch die direkte Einwirkung auf das Gehirn komm es zu Störungen des Bewusstseins, des Empfindens, der Gefühlswelt, der Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit und des Verhaltens. Bei regelmäßiger Einnahme kann es zur Gewöhnung an die Substanz und Veränderung der Gehirntätigkeit kommen. Gedächtnisstörungen, Nachlassen von Konzentration und Aufmerksamkeit, depressive Verstimmungen usw. können die Folgen sein. Wird die das Gehirn beeinflussende Substanz (psychotrope Substanz) weggelassen, kann es zu einer Entzugssymptomatik mit Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit bis hin zu Trugwahrnehmungen (Halluzinationen) und Störungen der Herz- Kreislauffunktionen kommen.

Nicht stoffgebundendene Abhängigkeitserkrankungen: Von Kaufsucht, Sportsucht, Glücksspielsucht, Arbeitssucht, Computersucht oder Sexsucht Betroffene leiden unter ihrem Problemverhalten und dessen langfristig negativen Konsequenzen. In den letzten Jahren hat die Diskussion über derartige „nicht stoffgebundene Süchte“ eine große Resonanz erfahren, dies nicht zuletzt durch das Anwachsen verschiedener Formen von solchen „Verhaltenssüchten“. Bei der nicht stoffgebundenen Sucht, den Verhaltenssüchten, werden keine psychotropen – also anregend oder dämpfend auf die Psyche einwirkenden – Substanzen von außen zugeführt oder eingenommen; die psychotrope Wirkung stellt sich durch körpereigene biochemische Veränderungen ein, die durch bestimmte exzessive belohnende Verhaltensweisen ausgelöst werden. Gemeinsames Merkmal der Verhaltenssüchte ist dabei die exzessive Durchführung des Verhaltens, also weit über das normale Maß hinaus. Das süchtige Verhalten zielt dabei z.B. auf Stimmungsveränderung, Spannungsreduktion, Stressbewältigung oder auf den Aufbau einer Selbstidentität. Derzeit ist nur eine Form süchtiger nicht stoffgebundener Verhaltensweisen, das „Pathologische Glücksspiel“ als eigenständiges Störungsbild in das gängige internationale Klassifikationssystem psychischer Störungen, die ICD 10 aufgenommen worden.

Hinter der Abkürzung ICD verbirgt sich die Internationale Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsstörungen („International Classification of Diseases“), die bereits in der 10. Auflage existiert. Die ICD 10 wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) herausgegeben. In der ICD 10 sind alle „offiziell anerkannten“ Krankheiten erfasst, z.T. (etwa bei seelischen Erkrankungen) konkret beschrieben. Dieses Klassifizierungsystem erlaubt eine statistische Erfassung aller Krankheiten z.B. für Gesundheitsberichte. Auch die Abrechnung medizinischer Leistungen erfolgt in Deutschland mit Hilfe der ICD 10. In der wissenschaftlichen Literatur über  psychische Erkrankungen findet man manchmal auch den Begriff DSM IV, hierbei handelt es sich um das amerikanische „Gegenstück“ zur Erfassung und Beschreibung psychischer Erkrankungen („Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“), hier ist die 4. Auflage aktuell. Gegenwärtig ist es lediglich möglich, die verschiedenen Formen der Verhaltenssucht in Anlehnung an die Einordnung des „Pathologischen Glücksspiels“ als „sonstige Störung der Impulskontrolle“ oder „nicht näher bezeichnete Störung der Impulskontrolle“ zu diagnostizieren.